In Herzsprung ist das Leben stellvertretend wie für viele andere Orte nach der Wiedervereinigung in Deutschland. Nichts hat sich stark verändert, außer dem Fakt, dass die Arbeitslosigkeit seit der Einheit rapide angestiegen ist. Auch Johanna hat es getroffen. Bei ihr ist es besonders hart, da sie Witwe ist und grade ein kleines Kind bekommen hat. Wie viele andere lebt sie von Sozialhilfe. Zu allem Überfluss fangen die Menschen im Dorf an über Johanna zu reden, da sie sich in einen dunkelhäutigen Mann verliebt hat. Eine Sache, die in dem ostdeutschen Ort mit Argwohn begutachtet wird. Jedoch lässt sich die junge Mutter davon nicht unterkriegen und beschließt gegen den Widerstand aufzubegehren. – Einer von wenigen ostdeutschen Gegenwartsfilmen, die ästhetisch, feministisch und interkulturell voll auf der Höhe ihrer Zeit waren. Bewusst „ostalgisch“ wirkten da allein der Einsatz angesagter osteuropäischer Songs aus der „Russendisko“ und Zitate von Motiven aus den alten DEFA-Märchenfilmen. Vor Ort ist die Regisseurin Helke Misselwitz zu Gast zum Filmgespräch um 20:30 Uhr.

Deutschland 1992. R: Helke Misselwitz. D: Peter Planitzer, Jaleh Amini, Claudia Beewen. 87 Min. FSK 12